Freitag, 19. Januar 2018

Meine Lieblingsszene aus "Klausmüller - Ein Esel sucht ein Pferd"

Hallo zusammen,

da ich mit einem neuen Klausmüller-Band gestartet bin, wühle ich mich quasi zur Vorbereitung noch einmal durch die ersten drei Klausmüller-Abenteuer. Gerade bin ich beim spannenden Finale von Band 1 gelandet, und ich dachte mir, ich verrate euch jetzt einfach mal meine Lieblingsszene aus diesem Band (vielleicht mögt ihr sie ja auch😊 - oder habt ihr eine andere?).

Also, ich mag die Szene, in der der ganz normale Stoffesel Klausmüller durch die Ritterrüstung rutscht, weil Klara ihn unter das Visier geklemmt hatte. Und ich liebe natürlich, was dann mit ihm geschehen ist😆.

Hier kommt sie - die Ritterrüstungsszene:

... Klara näherte sich dem Ritter, bis sie ganz dicht vor ihm stand. Dann stupste sie ihn an. Und weil sie so erleichtert war, klappte sie ihm auch noch das Visier hoch und beging dann den Fehler, den armen Klausmüller hineinzustopfen. Welches Gespenst sie dazu angetrieben hatte, konnte sie sich hinterher auch nicht mehr erklären. Sie wusste nur, dass sie es äußerst komisch fand, wie Klausmüller aus dem Rittergesicht zu ihr herabstarrte. Wenn Klausmüller hätte reden können, hätte er ihr wahrscheinlich gesagt, dass das nicht die feine Art ist, mit seinem Stoffesel umzugehen, und dass außerdem das Visier ganz schön die kaum vorhandene Mähnenpracht niederdrückt. Doch so saß er einfach still und reglos als des Ritters Gesicht in der Rüstung fest, während Klara begann, glucksende Laute von sich zu geben, weil Klausmüller als Ritter so witzig aussah.
Ihre Ausgelassenheit führte nun dazu, dass sie nicht mitbekam, wie tatsächlich drei dunkle Gestalten den Flur betraten. Zwei von ihnen waren Hunde, ziemlich klein und mit Schwänzen, die nach vorne zeigten, weil sie sie ängstlich zwischen  die Hinterläufe klemmten. Diese kleinen Schissbuxen suchten nun sofort die Nische auf, die Klara eben verlassen hatte. Die dritte Gestalt jedoch war Egon, ein Freund von Tante Agnes, der hier, auf dem Anwesen von Tante Agnes, einen Hundefriseursalon betrieb und im Gegensatz zu seinen beiden Hunden ziemlich groß war. Zu allem Überfluss kam Egon auch noch rückwärts aus einer Tür heraus. So bemerkte weder Klara ihn noch er sie. Das änderte sich, als Egon die Tür abschloss und sich umdrehte. Da fuhr auch Klara herum. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie sich gegenseitig an. Klara fand als erste ihre Stimme wieder. Sie schrie und das ziemlich laut und schrill. Da machte Egon einen Schritt auf sie zu, was Klara veranlasste, noch lauter zu schreien. Außerdem wich sie nach hinten aus. Und das bewirkte nun dreierlei:
Zum Ersten polterte Klara gegen die Ritterrüstung, sodass das Visier weiter herunterrutschte und Klausmüller das Maul einklemmte, was jedoch verhinderte, dass er ganz hinab in den Stiefel der Rüstung rutschte.
Zum Zweiten ertrug Egon die Lautstärke und die hohe Klangqualität von Klaras Stimme nicht, sodass er sich zunächst die Ohren zuhielt, dann aber versuchte, Klara den Mund zuzuhalten.
Zum Dritten war Klaras Schrei so laut, dass er durch den langen Flur bis nach draußen getragen wurde. Sofort sprinteten Mama und Papa die Eingangsstufen hinauf und auch Tante Agnes und Precious verliehen ihren Körpermassen ein beachtliches Tempo.
Als sie bei Klara ankamen, hatte sich die kleine Szenerie bereits weiterentwickelt:
Klara hatte zugebissen. Egons Hand zeigte nun Klaras Zahnreihe. Das war zu viel für Egon: Er kippte um. In diesem Moment tauchten Mama, Papa und Tante Agnes mit Precious auf.
„Oh mein Gott! Egon!“ Tante Agnes stürzte auf den am Boden Liegenden zu.
Mama nahm Klara in den Arm und Papa stand etwas ratlos im dunklen, von Kerzenlicht durchflackerten Flur herum.
„Was ist passiert, mein Schatz?“, fragte Mama.
Klara wollte antworten, doch Egon war schneller.
„Sie hat mich gebissen!“, verkürzte er das, was geschehen war, auf die letzte Kleinigkeit.
Dabei hielt er seine rechte Hand hoch, sodass alle recht deutlich den Verlauf von Klaras Zahnreihe nachvollziehen konnten. Sie war eindeutig ein Kandidat für eine Zahnspange.
Das Abbild von Klaras Zähnen auf Egons Handfläche war wiederum Papa sehr unangenehm, weniger wegen deren Verlauf als vielmehr wegen ihres bloßen Daseins. Denn Papa war stets darauf bedacht, was andere Leute von ihm dachten. Und was sollte der arme, auf dem Boden liegende Mann nun von ihm halten, da er von Papas Tochter dermaßen zugerichtet worden war? Streng wandte sich Papa daher an Klara, indem er Klaras Namen auf kleinen Spucketröpfchen in ihre Richtung schoss.
Und weil er so schnell nicht wusste, was er noch sagen sollte, rief er gleich noch einmal: „Klara!“ 
„Was sollte das denn?“, fragte Mama.
„Ich habe nur …“ sagte Klara.
„Keine Ausreden! Entschuldige dich bitte! Aber sofort“, unterbrach Papa sie.
Klara senkte den Kopf: „’tschuldigung.“
„So etwas kommt mir nicht noch einmal vor.“ Das war Mama, etwas leiser, in Richtung Klaras Ohr.
Dann halfen Mama und Papa Tante Agnes dabei, Egon wieder auf die Füße zu stellen. Das erwies sich aufgrund der Länge von Egons Füßen und Beinen als gar nicht so einfach und benötigte ihre volle Konzentration. Was Klara zu ihrer Verteidigung zu sagen hatte, interessierte irgendwie keinen mehr.
Blöde Erwachsene, dachte Klara und wollte sich gerade davonschleichen, als sie bemerkte, dass jemand fehlte: Klausmüller.
Wo war er geblieben? Ratlos schaute Klara sich um. Da bemerkte sie Precious, der die eiserne Rüstung anknurrte.
Oh Schreck! Klausmüller saß ja noch im Ritter fest. Klara stockte der Atem, als sie das Visier der Rüstung erblickte. Wo war des Ritters Eselsgesicht? Klara sprang nach vorne und Precious zur Seite. Wo war Klausmüller? War er etwa abgerutscht und hockte nun im Fuß des Ritters? Da bemerkte Klara, dass dem Ritter eine samtweiche Eselschnute durch das Visier quoll.
Oh je! Armer Klausmüller. Schnell eilte Klara Klausmüller zu Hilfe und klappte das Visier hoch. Die Schnauze verschwand und den Ritter durchfuhr ein Poltern von oben nach unten. Starr vor Schreck blieb Klara stehen. Wie konnte sie nur so doof sein, das Visier hochzuklappen, ohne dabei Klausmüllers Maul festzuhalten! Jetzt lag Klausmüller im Fuß des Ritters. Wie sollte sie ihn da jemals wieder rauskriegen? Klara drehte sich zu den Erwachsenen. Mama und Tante Agnes bürsteten mit ihren Händen Egons Hose und Hemd ab. Dabei redeten sie unaufhaltsam. Und Papa stand vor Egon und entschuldigte sich ohne Ende.
„Klausmüller ist im Ritter!“ Klara deutete auf den Ritter. 
Die Gespräche verstummten.
„Wir müssen ihn da rausholen!“ Klara klappte das Visier wieder hoch.
„Klara!“ Das war Papa. Gesprächstechnisch hatte er heute nicht so viel auf Lager. Mama hingegen zeigte Verständnis für Klara und meinte, dass der Stoffesel doch irgendwie zu retten sein müsse. Schließlich gehöre der Ritter aufs Reittier und nicht das Tier in den Ritter. Dem stimmten die anderen zu. Und so griff Egon mit seinen langen Armen durch die rüstungsfreie Stelle am Ritterpo. Doch griffen seine Hände stets ins Leere. Klausmüller blieb verschollen. Und Tante Agnes wurde ungeduldig. Sie wollte endlich die Torte essen, die auf der Terrasse schon auf sie wartete. So wurde beschlossen, dass Egon sich später um die Rettung des Esels kümmern sollte.
Oh Mann! Klara konnte doch nicht den armen Klausmüller in der finsteren Rüstung zurücklassen! Klara blieb stehen. Doch dann traf sie der Blick von Mama. Da folgte sie, aber ziemlich langsam –, und als keiner sie mehr beachtete, kehrte sie um und eilte zu Klausmüller zurück. Hoffentlich würde ihr Fehlen nicht zu schnell bemerkt werden.
Klara überlegte: Sollte sie dem Ritter den Fuß abnehmen oder so wie Egon versuchen, über den Po des Ritters ins Innere zu gelangen? Vorsichtig schob sie ihre Hand am Ende des Ritterrückens ins Innere. Stück für Stück drückte sie sich weiter vor. Sie quetschte gerade ihre Achselhöhle an der Ritterhose und fuchtelte mit gestreckten Fingern im Inneren herum, als es im Ritterfuß zu poltern begann. Klara riss ihre Hand wieder raus und wich einen Schritt zurück. Der Ritter wackelte hin und her. Mit angehaltenem Atem starrte Klara auf den Ritter. Gab es Mäuse in Ritterrüstungen? Oder was war das gerade? Klaras Blick fixierte noch immer den Fuß des Ritters, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung oberhalb ihres Kopfes wahrnahm. Sie hob ihren Blick und starrte auf das Visier, das sich kaum wahrnehmbar zu bewegen schien. Mit angespannten Muskeln machte Klara einen Schritt nach vorne, bereit, jederzeit zur Seite zu springen und abzuhauen. Ihre Finger näherten sich dem Visier, das sich tatsächlich immer wieder millimeterweit auf und ab bewegte. Sie sah, wie ihre Finger zitterten, als sie das kalte Metall des Visiers berührte. Vorsichtig hob sie es an.
„Ha!“, machte es von innen.
Klara sprang zurück und das Visier schnappte wieder zu. Dann ein Schrei und ein Poltern – erst oben, dann beim Po und dann unten im Fußraum. Klaras Augen folgten dem Gepolter. Jetzt war es still. Jetzt leichtes Scharren.
Und dann: „Mist!“
Das kam aus dem Fuß. Dort scharrte es jetzt auch wieder. Klara wich noch einen Schritt zurück. Vorsichtshalber.
„Klausmüller?“ Klaras Stimme zitterte. Sie hockte sich vor den Fuß.
„Wer denn sonst?“, antwortete der Fuß.
Darauf wusste Klara nichts zu sagen. Seit wann konnte Klausmüller sprechen? Und irgendwie schien er sich ja auch zu bewegen. Das gab es doch gar nicht. Klara schaute sich um. Die Kerzen flackerten immer noch gespenstisch. Das hier konnte nicht echt sein. Das war ein Traum. Oder?
Während Klara noch vor dem Fuß des Ritters kniete und ihn anstarrte, rappelte der Ritter ein paar Mal und ließ dann auf Höhe des Gesäßes verlauten, dass man Hilfe benötige.
Klara schaute hoch und entdeckte Klausmüllers Kopf da, wo der Oberschenkel des Ritters endete und der Rücken noch nicht begann.
„Klausmüller?“
„Klara?“, äffte die Stimme des Gesäßes Klara nach. Und die Stimme schien tatsächlich Klaras kleinem Esel zu gehören. Dieser erklärte nun, dass er wenig Lust habe auf dieses Namensfragespiel, und dass Klara ihm doch gefälligst einmal hinaushelfen solle. Schließlich sei es ja auch ihre Schuld, dass er hineingefallen war.
Schnell zog Klara Klausmüller aus dem Po des Ritters hervor. Doch hielt sie ihn mit einer Armlänge auf Abstand. Irgendwie war es unheimlich, wenn das eigene Stofftier mit einem Mal anfing, ein Eigenleben zu führen.
Plötzlich tauchte Papa auf.
„Spiel Stofftier!“, flüsterte Klara.
„Ich bin Stofftier!“
„Nicht sprechen, nicht bewegen!“
„Klara!“ Das war Papa. „Wo bleibst du denn?“
„Ich komme schon. Ich habe Klausmüller!“, rief Klara und wedelte mit Klausmüller am ausgestreckten Arm herum
„Lass das! Sonst kotz‘ ich.“
Ups! Erschrocken zog Klara ihren Arm zurück. Papa hatte Klausmüller zum Glück nicht gehört. Er fand es toll, dass Klausmüller wieder da war und vor allem, dass die Ritterrüstung noch stand.
Und so blieb es ein Geheimnis, dass Klausmüller nun lebendig war. Mama und Papa hätten das eh nicht verstanden und Tante Agnes und dieser Egon noch viel weniger ... 

Na, und was Klausmüller dann so alles in seinem ersten Abenteuer als lebendiger Stoffesel erlebt, das könnt ihr in "Klausmüller - ein Esel sucht ein Pferd" erfahren. 
Als eBook für nur 2,99 € zu ergattern, aber natürlich ist er auch als Taschenbuch zu haben (7,90€)
Eine ausführliche Leseprobe gibt es auf diesem Blog.

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem kleinen, etwas eigensinnigen Esel. 

Liebe Grüße
Pebby Art

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen