Gönne deinem Gegenüber einen Klecks Sahne und triff mitten
ins Gesicht. Wetten, dass du eine Antwort erhältst – in Form einer Torte,
leider auch mitten ins Gesicht. Dieses Agieren und Reagieren mit steigendem
Erfolg bezüglich des angerichteten Chaos’ nennt sich gerne auch Slapstick.
(siehe Sachwörterbuch der Literatur (Slapstick-Komödie)). Oft geht es dann in
Richtung Klamauk und manch einer kugelt sich gleich den Protagonisten auf dem
Boden (vor Lachen), andere finden, dass das Ganze jetzt in Richtung albern
abdreht. Die Geschmäcker sind da halt verschieden.
Da Slapstick von schneller Aktion und Reaktion lebt, ist es
häufig im visuellen Bereich angesiedelt. Helden hierin sind die „Männer ohne Nerven“ (wer kennt sie noch?) oder auch Stan Laurel und Oliver Hardy in „Dick und Doof“ (die kennt ihr aber noch, oder?). Wenn Stan Oliver auch nur am Hut
zupft, weiß man, da folgt noch was. Häufig fangen Aktion und Reaktion mit zeitlicher
Dehnung an, sodass wir uns innerlich schon mal vorbereiten können (Spannung).
So grinst Stan seinen Kollegen gerne erst einmal an, nachdem er so mutig war
(oder so trottelig) und Olli gepiekst hat und bevor Olli ihm eine Antwort (eine körperliche) auf
diesen Mut gibt. Und dann können wir uns zurücklehnen und das sich immer weiter
ausbreitende Chaos genießen.
Auch die Knopp-Trilogie weist Szenen mit Slapstick-Elementen
auf. Und auch hier kommt hauptsächlich das Visuelle zum Tragen. So wird Knopp „[i]m
Kapitel ‚Heimkehr’ […] mit Gegenständen konfrontiert, die eine scheinbare
Aktivität erlangen, […]. Knopps Handlungsintention, eine Feuerquelle
aufzufinden, wird opponiert von Gegenständen, die nun ein ‚aktives Milieu’(Klotz,V., S. 35) bilden. So hält der Küchenschrank seine geöffnete Tür bereit, das
Milchgeschirr ergießt den Inhalt über Knopps Füße und schließlich schnappt die
Mausefalle zu. Doch Knopp verfolgt unbeirrt sein Ziel.“ (Brüning, P., S. 76)
Gerade diese Unbeirrbarkeit Knopps zieht uns die Mundwinkel
mal wieder in die höheren Lagen des Gesichts. Wahrscheinlich könnte das Haus
unter den Füßen weggesprengt werden – Knopp würde weitersuchen. Und diese
Absurdität ist es, die uns zum Lachen animiert. Wir verlachen Knopp für die
Fehler, die ihm bei seiner Suche widerfahren und freuen uns, dass wir hier
schön sitzen und nur Betrachter dieser Szene sind – und wären wir selbst in der
Szene gewesen, hätten wir uns natürlich viel geschickter verhalten – denken wir
und übersehen dabei schon den nächsten Fettnapf, der für uns bereitsteht.
Slapstickeinheiten arbeiten oft mit dem „Schneeballeffekt“
(Bergson, S. 54-57). Denn wenn ich nur mal kurz an deinen Haaren zupfe und du bei
mir daraufhin gleich sämtliche Karate-Tricks anwendest, bin ich schon sehr
froh, wenn ich von meiner benachteiligten Position in Bodennähe erkenne, dass
just meine Freunde um die Ecke kommen;). Wenn das man kein Schneeball mit
Lawinenpotential ist!
Auch Mickefett (dieser Bursche ist uns schon im letzten Post
durch Julchens Fenster geklettert) schafft es, bei Familie Knopp den Schneeball
ins Rollen zu bringen. Denn nachdem das vermeintliche Julchen sich als deren
ältliche Tante entpuppt hat, kommt der Schneeball mit Tantchens Geschrei und
Klingelei so richtig in Fahrt – und Familie Knopp ins Zimmer. Das Chaos, das
dann angerichtet wird, sieht man hier:
Doch hat Mickefett noch Glück und kann sich aus dem sich
prügelnden Haufen befreien und unerkannt zum Fenster entkommen – leider mit
einer Rose zwischen den Beinen. Tja …
So, liebe Leute, ich wünsche euch viel Spaß beim
Ausprobieren des Schneeballeffekts von Slapstickelementen – und schließt vorher
eine Krankenhaustagegeldversicherung ab;).
Bis bald
eure Pebby
Bergson, Henri: Das Lachen. Ein Essay über die Bedeutung des
Komischen. Zürich: Die Arche 1972.
Brüning, Petra: Die Knopp-Show bei Wilhelm Busch.
Funktionsweisen der Komik in Wilhelm Buschs Knopp-Trilogie. Hamburg: Diplomica
2013.
Busch, Wilhelm: Sämtliche Werke II. Was beliebt ist auch
erlaubt. Hrsg. von Rolf Hochhuth. München: Bertelsmann 1982.
Klotz, Volker: Was gibt’s bei Wilhelm Busch zu lachen? In:
Die boshafte Heiterkeit des Wilhelm Busch. Hrsg. von Michael Vogt. Bielefeld:
Aistesis 1988. S. 11-49.
Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. 8. verb.
Auflage. Stuttgart: Kröner 2001.
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