Sonntag, 15. September 2013

Die Geschichte zu "Auf und weg!"


Dieser Blog beginnt mit einer kleinen Geschichte. Es ist die Geschichte eines vierjährigen Mädchens, das sich zunächst sehr freute …

Heute war Kirmes. Mit seinem Bruder und seiner Mama marschierte das kleine Mädchen los, genoss die dichter werdende Menschenmenge und das kribbelige Gefühl im Bauch, die Musik, die immer mehr von allen Seiten anschwoll, je näher sie dem Kirmesplatz kamen.

Gleich beim ersten Karussell wurde ein Holzpferdchen erobert, und das Mädchen haute eifrig seine Beine gegen das Holz, damit das Pferdchen wusste, dass nun ein rasanter Ritt von ihm erwartet wurde. Natürlich machte sich das Holzgestell wenig daraus und schwang erst langsam auf und ab, als der Karussellbesitzer den Motor anschmiss. Vorher hatte die Mama dem Mädchen noch die Fahrkarte in die Hand gedrückt. Als die erste Runde begann, strahlte das Mädchen übers breite Gesicht und in Gedanken jagte es mit seinem Pferdchen schon die Prärie entlang. In der Hand hielt das Mädchen Pfeil und Bogen – doch nein! Ein Blick auf seine linke Hand zeigte ihm, dass es etwas ganz anderes in den Händen hielt – etwas, was die anderen bereits verloren hatten, wie ein Blick auf die Reitkollegen zeigte. Die Fahrkarte! Das kleine Mädchen hatte die Fahrkarte noch! Der Karussellmann hatte sie ihm nicht abgenommen.

Anstatt sich zu freuen (was es in späteren Jahren bestimmt getan hätte), baute sich in seinem Kopf eine neue Szene auf. Eiserne Gitterstäbe, das vertraute Gesicht der Mama – davor und das kleine Mädchen selbst – dahinter! Denn es tat hier etwas Verbotenes, dessen war es sich sicher. Es fuhr Karussell, ohne diesen Fahrchip abgegeben zu haben! Gleich würden sie kommen, es mitnehmen und einsperren und – was das Schlimmste war: sie würden es seiner Mama berauben! Verschwommen, durch dicke Tränen sah es, wie seine Mama Runde für Runde an ihm vorbeiflog und ihm etwas zuzurufen schien. Schimpfte sie? War ihr Gesicht nicht verzerrt, wütend? Würde sie das Mädchen verstoßen? Wegen eines nicht abgegebenen Fahrchips?

„Kann ich dir helfen, kleines Fräulein?“ Die Stimme kam von links. Der Karussellbesitzer stand da. Wortlos drückte das Mädchen ihm den Fahrchip in die Hand.

Das Karussell hielt an und – dem Himmel sei Dank! – seine Mama schloss es in ihre Arme.

Das Mädchen fuhr jahrelang kein Karussell mehr.

Dies ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das vor etwas Angst hat, über das wir Erwachsene vielleicht sogar lachen würden.

Um wie viel größer sind die Ängste eines Kindes, dessen engste Vertrauenspersonen aus seinem Lebenskreis verschwinden, aus welchen Gründen auch immer.

Diese Gedanken haben mich dazu bewogen, die Geschichte von Emma und Floh zu schreiben. Auf und weg! möchte Kindern Zuversicht vermitteln, dass sie geliebt werden und nicht alleine sind, auch wenn die Beziehung der Eltern vielleicht nicht das gehalten hat, was diese sich erhofft haben.

 

 

 

 

2 Kommentare:

  1. Hallo, das liest sehr gut! Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit dem Buch, und denen die da noch folgen werden.

    > Dies ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das vor etwas Angst hat, über das wir Erwachsene vielleicht sogar lachen würden.<

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    Kinder sind halt keine kleinen Erwachsenen, einfach nur Kinder mehr nicht!

    Gruß

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    1. Danke Jürgen, auf dass glückliche Kinderherzen die Welt der Erwachsenen bereichern:)Liebe Grüße Pebby

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